Die Entstehung einer europäischen Öffentlichkeit lässt sich als ein Strukturwandel nationaler Mediendebatten verstehen. Öffentliche Debatten unterliegen einem Europäisierungsprozess, der eine vertikale und eine horizontale Dimension hat: Mehr Aufmerksamkeit für die EU und mehr Aufmerksamkeit für die europäischen Nachbarstaaten. Die vorliegende Inhaltsanalyse, die die Berichterstattung je einer führenden Qualitätszeitung in fünf Mitgliedstaaten der EU in den letzten 20 Jahren umfasst, belegt eine allgemeine Europäisierungstendenz. Es handelt sich aber nicht um einen Prozess der Konvergenz. Vielmehr konnten vier verschiedene Muster von Europäisierung nachgewiesen werden, die sich nicht angleichen. Wie lassen sich diese unterschiedlichen Muster erklären? Eine Regressionsanalyse testet medienspezifische und politische Kontextfaktoren: Die redaktionelle Linie hinsichtlich europäischer Berichterstattung sowie die Größe des jeweiligen Herkunftslandes haben einen signifikanten Einfluss auf das spezifische Europäisierungsmuster einer Zeitung. Als weniger relevante Erklärungsfaktoren erweisen sich überraschenderweise die Anzahl der Korrespondenten einer Zeitung in Brüssel und die Identifikation der Bevölkerung mit Europa im jeweiligen Land. |
Nr. 060/2007
Michael Brüggemann Katharina Kleinen von Königslöw
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