In den 90er Jahren ist das Konzept des ‘Global Governance’ zu einer der wichtigsten neuen Perspektiven in der Theorie der Internationalen Beziehungen aufgestiegen. Es schien nicht nur wesentliche Fortschritte in der globalen Koordination bei der Lösung ökonomischer und ökologischer Problematiken zu erklären, sondern auch die zunehmende Multilateralisierung internationaler Sicherheitspolitik. Insbesondere schien das Konzept die Transformation des staatenzentrischen bipolaren Systems des Kalten Krieges zu einer neuen multipolaren und multilateralen Sicherheitsarchitektur, in der staatliche, nichtstaatliche und internationale Akteure in der Sicherheitspolitik kollaborieren, zu erklären. Seit dem 11. September 2001 jedoch stellt sich die Frage, inwieweit diese Veränderungen tatsächlich auf eine fundamentale Neuordnung der internationalen Sicherheitspolitik hingedeutet haben. Insbesondere die Reaktion der USA, der ‘War on Terror’ und die internationalen folgenden Interventionen in Afghanistan und Iraq, scheinen zu zeigen, dass Neorealismus seine theoretische Relevanz nicht verloren hat. In der Tat, die gegenwärtige Forschung in den internationalen Beziehungen ist mehr an der Frage interressiert, ob und inwieweit wir uns in einer neuen Phase US-Amerikanischen Imperialismus befinden.
Das Papier versucht die Frage zu beantworten, ob wir uns in der Transformation zu einem System globaler governance geirrt haben. Zu diesem Zweck untersucht es die theoretischen Prämissen und Hypothesen beider Theorien im Hinblick auf die empirische Beweislage seit dem 11. September 2001. Befinden wir uns in einem System globaler governance oder eines neuen US Imperialismus’? |
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