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International Seaborne Piracy and the State: Lessons to be learned from History?
   
Seit 1994 kann weltweit ein explosionsartiger Anstieg von Seepiraterie festgestellt werden. Während dies einerseits auf verbesserte Datensammlung zurückgeführt werden kann, gibt es andererseits eindeutig auch ein vermehrtes Auftreten von Piraterie, insbesondere in Weltregionen mit ‚gescheiterten‘ oder ‚schwachen Staaten‘ (Somalia, Papua Neu Guinea und Sierra Leone). In manchen Gebieten (Südostasien) stellt diese jedoch bereits eine lange andauernde Gefahrenquelle dar. Es ist unklar, ob moderne Nationalstaaten ausreichend ausgestattet sind um diesem Problem zu begegnen, und es scheint, dass im Kampf gegen den gegenwärtigen Ausbruch der Seeräuberei internationale Organisationen die führende Rolle übernehmen sollten (NATO, UNO, EU). Wie dem auch sei, trotz einiger früher Erfolge von EU NAVFOR ATALANTA müssen noch beachtliche rechtliche Hürden überwunden werden, die sich aus der Wiederbelebung von über 400 Jahren ungenutzten rechtlichen Normen ergeben, wie einige beispielhafte Fälle zeigen, z.B. der der MS Taipan, der im Oktober 2010 am Amtsgericht Hamburg begann. Als Historiker sollte man sich die Frage stellen, wie europäische Herrscher in der Vergangenheit dem Problem der Seeräuberei begegneten und diese unterdrückten, zum Beispiel in der Zeit von 1480 bis 1725, der mein besonderes Interesse gilt. Mittel zur Durchsetzung strengerer Strafen, erhöhte Kontrollen von Seewegen durch die Marine und eine Änderung der offiziellen Einstellung gegenüber der Gefahr die Piraterie für das Wohlergehen von Staaten darstellt, sind Lehren, die heutige politische Entscheidungsträger in Betracht ziehen sollten. Nicht alle historischen Versuche Piraterie zu bekämpfen waren erfolgreich und im Folgenden sollen drei Fallstudien besprochen werden: die Angriffe der sogenannten ‚Viktualienbrüder‘ auf die Wendischen Städte der Hanse in den letzten fünfzehn Jahren des vierzehnten Jahrhunderts, die trotz ihrer vergleichsweise kleinen Herausforderung einen wichtigen internationalen Hintergrund hatten, und die erfolgreich zurückgeschlagen wurden; danach die Fallstudie Portugals im sechzehnten Jahrhundert, wo Piraterie gleichzeitig an mehreren Fronten eine ernstzunehmende Gefahr darstellte, und die nicht erfolgreich bekämpft werden konnte; und die Fallstudie Britanniens im achtzehnten Jahrhundert, wo Seeräuberei erneut ein globales Problem darstellte, dem jedoch mit weitreichenden Maßnahmen und einer speziell eingerichteten staatlichen Agentur, der Britischen Navy, entgegengetreten wurde, Seeräuberei wurde dabei mit neuer, zielgerichteter Gesetzgebung bestraft und der Kampf war von größerem Erfolg gekrönt.
Nr. 172/2013
Stefan Halikowski Smith


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