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1. Strengthening International Regulation Through Transnational New Governance: Overcoming the Orchestration Deficit (2008)
2. International Regulation without International Government: Improving IO Performance through Orchestration (2009)
   
1. Ein internationales regulatorisches System neuer Art entsteht derzeit spontan aus dem Versagen der internationalen „Old Governance“ – also der bestehenden internationalen Verträge und Organisationen – dabei, den internationalen Handel angemessen zu regulieren. Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und andere Akteure – allein und in ganz neuen Kombinationen – schaffen sich neue internationale Einrichtungen, um transnationale Normen auf internationale Geschäftstätigkeit anzuwenden. Es geht dabei vornehmlich um private Einrichtungen, die vor allem über freiwillige Standardbefolgung wirken. In diesem Beitrag werden die unterschiedlichen Regulierungseinrichtungen als Teil eines „Governance Dreiecks“ beschreiben und das geschieht vor allem in Blick darauf, welche Rollen die unterschiedlichen Akteure in ihrer Tätigkeit spielen. Um dieses komplexe System zu untersuchen passen wir das innenpolitische Regulierungsmodell der „New Governance“ an den internationalen Rahmen an. Die „Transnational New Governance“ enthält viele Vorteile der „New Governance“ und sie ist für die internationale Regulierung besonders angemessen, weil sie geringere Anforderungen an die Staatenwelt und an die intergouvernementalen Organisationen, die IGOs, stellen. Allerdings ist es für eine wirksame „Transnational New Governance“ weiterhin erforderlich, dass die Staaten und die IGOs das internationale regulatorische System „orchestrieren“. Das heutige internationale regulatorische System leidet allerdings unter einem Orchestrierungsdefizit. Würden die Staaten und die IGOs die „anweisende“ und „ermöglichende“ Orchestrierungsfunktion des „Transnational New Governance System“ ausbauen, dann stärkten sie die privaten regulatorischen Standards von hoher Qualität, verbesserten das internationale regulatorische System und könnten ihre eigenen regulatorischen Ziele besser verwirklichen.

2. Internationale Organisationen (IOs) werden vielfach ob Ihrer Ineffizienz kritisiert. Allerdings konzentrieren sich Wissenschaftler und Praktiker bei dieser Bewertung der Leistungsfähigkeit von IOs häufig auf Maßstäbe, die den herkömmlichen Formen von Governance – wie internationalen Verträgen und den Mechanismen für die Schlichtung zwischenstaatlicher Konflikte – entlehnt sind. Soweit eine ungenügende Leistung festgestellt wird, empfehlen sie zudem meist, Tätigkeiten der traditionellen Art zu verstärken. Wir bezeichnen dies als ein Sich-Verlassen auf die herkömmlichen staats-basierten Mechanismen, als „International Old Governance“ (IOG). Man versteht die IOs besser und verbessert ihre Leistungsfähigkeit aber der Situation weitaus angemessener, wenn man die gesamte Vielfalt wirklicher und möglicher IO-Tätigkeiten in den Blick nimmt: Das umfasst vor allem, dass die IOs private Akteure und Organisationen einbeziehen, mit ihnen zusammenarbeiten, ihre Aktivitäten stützen, sie formen und ihnen Richtung geben. Diese Tätigkeiten schaffen ein fein gesponnenes globales Netzwerk von öffentlichen, privaten und gemischten Organisationen und Normen, das seinerseits teilweise durch die IOs orchestriert wird. Dieses Netzwerk bezeichnen wir als „Transnational New Governance“ (TNG). Wenn die Orchestrierung durch IOs gut funktioniert kann sie auch Staatsversagen (state failure) abmildern – also hier die Inadäquanzen von „International Organization Governance“ – und ebenso kann sie Marktversagen ausgleichen, also die Probleme, die sich ergeben wenn Herausbildung und Schaffung normgebender Einrichtungen höchst dezentralisiert verläuft. Über die Orchestrierung können die IOs auch die Leistungsfähigkeit ihrer Regulierungen erhöhen. Einige IOs sind schon jetzt stark zusammen mit privaten Akteuren und Einrichtungen unterwegs; in diesem Beitrag mustern wir das Spektrum solcher Aktivitäten. Wir betonen dabei die Unternehmungen des UN Environment Programme (UNEP), des Umweltprogramms der VN. Allerdings verbleibt ein erhebliches „Orchestrierungsdefizit“, das für die IOs zugleich Herausforderung und Chance ist. Wir stützten uns auf den Erfahrungsschatz der vorgefundenen IO-Aktivitäten, um den Möglichkeitsraum der IOs für die Zukunft auszumessen und Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit von IOs anzuregen.

Nr. 127/2010
Kenneth W. Abbott
Duncan Snidal


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