In der Literatur wird oft behauptet, dass das demokratische Defizit internationaler Organisationen und der Europäischen Union durch die Beteiligung zivilgesellschaftlicher Organisationen (ZGOs) gemindert werden könnte. Dem liegt die Annahme zugrunde, dass transnationale ZGOs durch ihre politische Arbeit den Interessen, Ängsten, Idealen und Hoffnungen von Bürgern eine Stimme geben. In diesem Arbeitspapier präsentieren wir die ersten Ergebnisse eines empirischen Forschungsprojekts, in dem wir untersucht haben, ob, und wenn ja, wie, transnationale ZGOs die Bürger in ihre Arbeit einbinden. Unsere Interviews mit Mitarbeitern von 60 transnationalen ZGOs ergaben, dass die Kommunikation zwischen Funktionären und Mitgliedern in ZGOs recht intensiv ist, sofern es um die Vorbereitung strategischer Entscheidungen geht. In den eher taktischen Fragen scheinen sich ZGO-Mitarbeiter dagegen mehr auf Konsultationen mit Kollegen zu stützen, und die Sekretariate agieren oft autonom. Grundsätzlich können wir zudem zwei vorherrschende Konsultationsmodelle in internationalen Organisationen unterscheiden: ein "formales und föderales Modell", bei dem untergeordnete organisatorische Einheiten in repräsentativen Organen konsultiert werden, sowie ein "informelles und partizipatorisches Modell", welches auf ad-hoc-Kommunikation zwischen dem Sekretariat und Individuen basiert. Beide Modelle haben aus demokratietheoretischer Sicht jeweils spezifische Vorteile, so dass keines der beiden pauschal als "besser" einzustufen wäre. Vielmehr gibt es in jeder der beiden Kategorien Organisationen, die mehr und bessere Konsultationen ermöglichen als andere. |
Nr. 113/2010
Jens Steffek Kristina Hahn Meike Rodekamp Martina Piewitt
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